von Steffen Liers

Einen klassischen Klarinettenton zu entwickeln, ist das Ziel vieler Klarinettistinnen/Klarinettisten. In diesem Fachbeitrag möchte ich für den Leser einige Wege aufzeigen, wie dieses Ziel schnellstmöglich erreicht werden kann. Wichtig ist hier zu wissen, dass kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht, da die Tonbildung immer auch ein sehr individueller Entwicklungsprozess ist, der mit den unterschiedlichsten Mitteln verfolgt werden kann.

In den ersten drei Klarinetten-Unterrichtsjahren wird oftmals schon der Grundstein gelegt, der sich gravierend auf die weitere instrumentale Entwicklung des Lernenden auswirkt. Einstudierte grobe Fehler lassen sich später, wenn überhaupt, nur noch mit größter Mühe korrigieren. Besonderes Augenmerk sollte deswegen von Anfang an auf die richtige Atmung und Spieltechnik gelegt werden. Sie sind die Grundlage für schnelle Erfolge!

Die Klangvorstellung:

Um sich überhaupt erst einmal im Klaren zu sein, welches Ton-Ziel verfolgt werden soll, muss die Klangvorstellung bei jedem Studenten/Schüler intensiv entwickelt werden. Dies kann durch analytisches Hören von entsprechender Musik, aber auch der Auswertung von selbst gespielten Instrumental-Aufnahmen erfolgen. Durch später genannte Optimierungen, kann so Zug um Zug der Klarinettenton immer näher an das Tonideal herangeführt werden. Dabei geht es nicht darum, genauso zu klingen wie bekannte Klarinettengrößen, sondern dem Ton die gewisse voluminöse, klassische Farbe zu geben, ohne dabei den individuellen Klang aus den Augen zu verlieren. Auch hier zählt Vielfalt und nicht Eintönigkeit.

Das Blatt:

Generell lässt sich sagen, dass für den klassischen Ton eher schwerere Blätter geeignet sind als leichte. Das begründet sich aus deren Schwingungsverhalten. Leichte Blätter klingen eher dünn, sprechen dafür gut an. Schwere Blätter klingen eher voll, neigen aber auch zum Rauschen. Hier gilt es einen Kompromiss zu finden, der die Vorteile von leichten und schweren Blättern in sich vereint. Ganz entscheidend ist hier auch das Mundstück, besonders dessen Form und Länge der Bahn, auf die wir noch später zu sprechen kommen. Welche Blattstärke am besten geeignet ist, richtet sich auch hier nach dem Mundstück, dem Trainingszustand des Ansatzes sowie anatomischen Gegebenheiten wie Mundform u. Lippenspannung. Hier sollte sich der Schüler langsam an das Optimum herantasten, ohne jedoch zu übertreiben. Ziel sollte ein leichtes Ansprechen des Instruments sein, damit die Spielfreude nicht getrübt wird. Was sich bei meinen Schülern und mir besonders bewährt hat, sind Mundstückübungen mit sehr schweren Blättern, die am Anfang jeder Probe durchgeführt werden sollten. Empfehlenswert ist hier ein Zeitrahmen von ca. 10-15 Minuten. Durch diese Übungen, werden Ansatz und Atmung intensiv trainiert. Diese Übungen können entweder nur mit dem Mundstück (mit der Birne) oder auch zusammen mit der Klarinette durchgeführt werden.

Das Mundstück:

Neben dem Blatt, nimmt das Mundstück eine Schlüsselposition bei dem Gestalten der Klangfarbe und Intonation ein. Material und Form wirken sich stark auf das Schwingungsverhalten der Luft aus. Besonders bewährt, haben sich hier Klarinettenmundstücke aus Kautschuk oder Acryl die angenehm zu spielen sind und zusammen mit einem geeigneten Blatt einen warmen Ton erzeugen. Da sie recht langlebig sind, kann man an ihnen bei entsprechender Pflege viele Jahre Freude haben. Andere Materialien wie Metall, Plastik oder sogar Glas konnten in Hinsicht der klassischen Klanggestaltung (noch) nicht überzeugen. Holzmundstücke wären ideal, sind aber anfällig für unerwünschte Verformungen, da Holz ständig arbeitet. Versuche mit hochverdichtetem Kautschuk waren/sind auf den ersten Blick vielversprechend, konnten sich aber bis jetzt noch nicht in der Breite durchsetzen. Besondere Auswirkung auf den Ton hat auch die Gestaltung des Mundstücks. Die Bohrung, sollte zusammen mit der Birne und Klarinette eine Einheit bilden. Abweichungen können unerwünschte Luftverwirbelungen auslösen, die den Ton negativ beeinflussen.

Das Instrument:

Natürlich hat auch das Instrument einen großen Einfluss auf die Klangfarbe. Der typische Wurlitzer-Klang, ist das Ergebnis von jahrelanger intensiver Optimierung der Klarinette und verkörpert das Klangideal der klassischen Klarinette. Von vielen kopiert aber nur von wenigen erreicht, so könnte man es in Kurzform beschreiben. Welches Instrument am besten für den Schüler geeignet ist um das ideale Klangergebnis zu erreichen, lässt sich nicht so einfach sagen. Jeder hat andere anatomische Voraussetzungen, die bei der Auswahl der Klarinette in Betracht zu ziehen sind. Hier hilft es nur, die unterschiedlichen Modelle einfach auszuprobieren. Oftmals verrät schon das erste „Spielgefühl“ ob das Instrument zu einem passt oder nicht. Die Modellsuche sollte aber frühestens drei bis fünf Jahre nach dem Unterrichtsbeginn erfolgen. Nur so kann der Schüler das Instrument richtig bewerten.

Die Atmung:

Oft erwähnt aber nicht immer beachtet. So könnte man das Thema Atmung beschreiben. Es ist die „Seele“ des Tons. Durch eine schlechte, flache Atmung kann selbst mit dem besten Material, kein schöner Ton erzeugt werden. Sie ist sehr wichtig, wird aber leider von vielen Bläsern nicht genügend beachtet. Durch intensives Training der Zwerchfellatmung, kann hier die Luftführung optimiert werden und auch Ausdauersport (wer hätte das gedacht), kann hier zu einer Verbesserung beitragen. Mit einer schlechten Atmung dagegen, klingt der Ton dünn, schwankt und hat wenig Klangfülle. Man sollte sich deswegen immer wieder die Wichtigkeit, einer guten Zwerchfellatmung bewusst machen.

Psychologie:

Viele Handlungen im täglichen Leben laufen unterbewusst ab. Ohne groß nachzudenken werden selbst komplizierte Aufgaben einfach so erledigt. Und das gilt auch für das Spielen auf der Klarinette. Hier sind wir wieder beim oben erwähnten Thema Klangvorstellungen. Nur wenn sich der Schüler intensiv mit seinem Tonideal auseinandersetzt, dies erkennt und auch verinnerlicht, wird er seinen Klarinetten-Klang Schritt für Schritt verbessern können. Dies kann nur durch intensives Üben, analysieren, intensives Üben, analysieren usw. erfolgen. So werden Verhaltensmuster antrainiert die dafür sorgen, dass wichtige Grundlagen wie Atmung, Ansatz, Spieltechnik unterbewusst ablaufen und der Schüler/Student seine Aufmerksamkeit auf die musikalische Gestaltung lenken kann. Jedem sollte klar sein, dass dies ein langwieriger Entwicklungsprozess ist, der nicht innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen abgeschlossen sein kann.

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