Hohe Töne mit der Klarinette spielen, darauf kommt es an:
Das Erzeugen von hohen Tönen auf der Klarinette erfordert solide Kenntnisse der Spieltechnik. Dieser Artikel widmet sich den besten Methoden und wichtigen Überlegungen, die beim Anblasen dieser Töne auf der Klarinette zu beachten sind. Durch die richtige Anwendung der Spieltechniken können Klarinettisten die Klangqualität verbessern und eine präzisere Intonation in den höheren Registern erreichen.
Ein solider Ansatz und die richtige Positionierung des Mundstücks im Mund, sind die Grundlagen für das Anblasen von Tönen über dem g2. Zuerst sollte überprüft werden, ob die Klarinette in den tiefen Registern gut anspricht. Klingen die Töne dort voll und klar, dann kann das obere Register in Angriff genommen werden. Versucht erst einmal, die Töne durch Legato (Binden) z. B. vom g2 über das a2, h2 zum c3 anzuspielen. Dies gelingt beim Legato wesentlich einfacher. Habt Ihr hier Sicherheit gewonnen, dann versucht es mit dem Anstoßen der Töne. Brechen am Anfang einige von ihnen weg, ist das völlig normal. Dann kehrt wieder zur oben genannten Legato-Übung zurück.
Auch das Experimentieren mit verschiedenen Mundstücken und Blättern, kann zum Erfolg führen. Es gibt nicht wenige Fälle, wo Klarinettisten jahrelang auf einem unpassenden Mundstück bzw. Blatt musiziert haben und dadurch Probleme im hohen Register hatten. Nach der Optimierung der Blatt-Mundstück-Kombination, kam dann der große Aha-Effekt und hohe Töne sprachen mit einem Mal wesentlich besser an. Deswegen ist es wichtig, wenigstens in der Anfangsphase beim Klarinette-Lernen einen professionellen Lehrer zu konsultieren. Er kann der Schlüssel zum Erfolg sein. Auch ein gleichmäßiger und kontrollierter Luftstrom hat große Bedeutung beim Anblasen von hohen Tönen. Es ist wichtig sicherzustellen, dass der Luftstrom konstant bleibt, während der Ton gehalten wird. Übermäßiger Druck sollte vermieden werden, da dies zu einer Verschlechterung der Intonation führen kann. Eine effektive Atemkontrolle ist deswegen wichtig, um die bestmögliche Klangqualität zu erreichen. Mehr zum Thema Atmung findet ihr unter Grundlagen.
Die richtige Grifftechnik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle beim Anblasen hoher Töne. Es ist hier sicherzustellen, dass die Tonlöcher vollständig verschlossen werden. Selbst die kleinste Undichtigkeit kann das Schwingen der Luftsäule im Inneren der Klarinette stören. Regelmäßiges Üben und die Entwicklung einer guten Fingerfertigkeit sind daher unerlässlich.
Bitte achtet auf Eure Zungenposition. Die Zunge muss in einer neutralen Position bleiben und darf nicht den Luftstrom behindern. Eine, nach oben gewölbte Zunge, kann zur Verkleinerung des Mundraums führen, den Luftstrom behindern und somit die Klangqualität beeinträchtigen. Durch bewusstes Training der Zungenposition erreicht der Musiker eine präzisere Artikulation und Intonation in den höheren Registern.
Abschließend noch eine Bitte: Nehmt wenigstens in der Anfangsphase, die Unterstützung eines qualifizierten Klarinettenlehrers in Anspruch. Er kann Euch wertvolles Feedback geben, Lernfehler korrigieren und individuelle Anleitungen für das Erlernen der Klarinette bieten. Darüber hinaus kann er spezifische Übungen und Studien empfehlen, die auf Eure individuellen Bedürfnisse und Schwächen abgestimmt sind.
Johann Christoph Denner (*13. August 1655 in Leipzig; † 20. April 1707 in Nürnberg) gilt als der Erfinder der Klarinette, einem Musikinstrument, das eine wichtige Rolle in vielen klassischen Orchestern und Ensembles spielt.
Denner wurde am 13. August 1655 als ältester Sohn von Heinrich Denner in Leipzig, Deutschland, geboren und verbrachte den Großteil seines Lebens in Nürnberg. Er stammte aus einer Familie von Instrumentenbauern und lernte in jungen Jahren bereits in der Werkstatt seines Vaters, Heinrich, der die Tätigkeit eines Wildruf- und Horndrehers ausübte. Hier lernte Christoph die Grundlagen für den Bau von Holzblasinstrumenten.
Johann Christoph Denner hatte einen 5 Jahre jüngeren Bruder, Johann Carl Denner, der sich ebenfalls mit dem Instrumentenbau beschäftigte, jedoch lebenslang im Schatten seines großen Bruders Johann Christoph stand.
Im Jahr 1680 zog Denner nach Nürnberg, einer Stadt, die zu dieser Zeit ein bedeutendes Zentrum des Musikinstrumentenbaus war.
Obwohl es bereits Vorgänger der Klarinette gab, wird Denner als der Erfinder des modernen Klarinettenkonzepts angesehen. Er experimentierte mit verschiedenen Materialien, Bohrungen und Klappenmechanismen, um den Klang und die Spielbarkeit der Klarinette zu verbessern. Ein wesentliches Merkmal von Denners Klarinette war die Einführung der sogenannten „Überblasklappe“ oder auch „Duodezimklappe“ genannt. Durch diese im oberen Teil der Klarinette befindliche Mechanik, konnte der Spieler den Tonumfang des Instruments erheblich erweitern.
Ein kleines, durch eine Klappe verschließbares Tonloch, das durch die Teilung der Luftsäule im Instrument tiefere, sowie höherer Töne ermöglichte. Wird bei einem zylindrischen Rohr ein solches Tonloch geöffnet, springen die so erzeugten höheren Töne in eine Oktave und eine Quinte (lateinisch Duodezime). Öffnet man dieses Tonloch (hier wird es Oktavklappe genannt) in einem konischen Rohr, wie z. B. beim Saxophon oder der Oboe, entsprechen die erzeugten oberen Töne einer Oktave. Dies ist der Hauptunterschied zwischen der Akustik bzw. Tonerzeugung der Klarinette, der Oboe und des Saxophons.
Eine weitere Entwicklung Denners war das mit einer Metallhülse versehene Tonloch, auf der Unterseite des Oberstücks, das mit dem linken Daumen betätigt wird. Sie verhindert das Eindringen von Kondenswasser in das Daumenloch und die Ansammlung von Feuchtigkeit im Instrument.
Johann Christoph Denner gilt nicht nur als Erfinder der Klarinette, sondern auch des Rackettfagotts (auch Stockfagott genannt). Als ihm 1696 das Meisterrecht verliehen wurde, gehörte er ab diesem Zeitpunkt zu den ehrbaren Bürgern der Reichsstadt Nürnberg.
Obwohl Johann Christoph Denner hauptsächlich für seine Arbeit an der Klarinette bekannt ist, war er auch ein erfahrener Instrumentenbauer für andere Holzblasinstrumente wie Flöten und Oboen. Sein umfassendes Wissen und sein Streben nach Perfektion beeinflussten auch andere Manufakturen seiner Zeit und trugen zur Weiterentwicklung der gesamten Holzblasinstrumentenfamilie bei. Die damaligen Instrumente bestanden überwiegend aus Buchsbaum, einem klassischen Holzblasinstrumentenmaterial der Renaissance und des Barock.
Johann Christoph Denners Instrumente, tragen meistens die Signatur „I. C. Denner“ in einem wehenden Wimpel (siehe Foto).
Als Denner am 20. April 1707 in Nürnberg starb, hinterließ er eine Instrumentenfabrik, die unter seinem Sohn, Jacob Denner (lebte von 1681–1735), erfolgreich weitergeführt wurde. Jacob befasste sich vor allem mit der Anfertigung von Flöten und Weiterentwicklungen der beliebten Barockoboe.
Blattschneider, für die präzise Bearbeitung und „letzte Rettung“ von Klarinettenblättern?
Wer vorhandenes Blatt-Material besser nutzen und somit Geld sparen möchte, für den ist der nachfolgende Artikel sicher interessant. Wir zeigen Euch hier ein kleines, nützliches Werkzeug, das die Blattbearbeitung vereinfacht.
Obwohl sich die Präzision bei der Herstellung von Klarinettenblättern, durch moderne Maschinen, in den letzten Jahren erheblich verbessert hat, können neu gekaufte Blätter mit der richtigen Stärke trotzdem zu leicht sein. Sie sind ein Naturprodukt aus Schilfrohr und unterliegen deswegen Qualitätsschwankungen. Auch wenn diese nur klein sind, haben sie erhebliche Auswirkungen. Töne klingen dünn und das Instrument fängt gern einmal an zu quietschen.
Auch beim regelmäßigem Klarinette-Spielen verändert sich das Blatt im Laufe der Zeit. Meistens wird es leichter! Durch das Musizieren nimmt die Spannkraft des Rohrblattes ab, da das Material wegen der physischen Belastungen (Vibrationen) ermüdet, was die Klangqualität der Klarinette negativ beeinflusst. Dieser Prozess setzt beim häufigen Spielen schon nach wenigen Wochen ein. Unachtsamkeiten, wie das Anstoßen der empfindlichen Blattspitze an Ecken und Kanten, verursachen nicht selten mechanische Schäden (kleine Risse).
Hier kann evtl. ein Blattschneider helfen, das Blatt an die individuellen Bedürfnisse anzupassen und durch das „Schwerer-Machen“, bzw. Beseitigen von mechanischen Beschädigungen, die Lebensdauer des Klarinettenblattes zu erhöhen.
Der Blattschneider ist ein speziell entwickeltes Werkzeug, das Klarinettisten dabei unterstützt, ihre Blätter präzise und effizient zu bearbeiten. Er besteht aus einer Einspann-Mechanik und einer scharfen Klinge, die aus hochwertigem Stahl gefertigt wurde. Die Klinge des Schneiders ist so konzipiert, dass sie für eine saubere und gleichmäßige Schnittfläche auf dem Klarinettenblatt sorgt. Wichtig ist hier auf Qualität zu achten, da ansonsten die Blattspitze nicht sauber abgeschnitten wird.
Nachdem die Blattspitze (bitte nur jeweils ein/zwei zehntel Millimeter) entfernt wurde, ist es wichtig, das Blatt immer wieder auf seinem Mundstück zu befestigen und auszuprobieren. So kann man sich Stück für Stück an sein persönliches „Blattideal“ herantasten. Ist es jetzt etwas zu schwer, kann man es auch wieder leichter machen (siehe Blattbearbeitung unter Grundlagen). Probiert bitte erst einmal den Blattschneider an alten Blättern aus. So könnt Ihr erst einmal in Ruhe Erfahrungen sammeln.
Fazit: Der Blattschneider ist ein nützliches Utensil, um Blätter an seine individuellen Bedürfnisse anzupassen und gehört deswegen in jede Grundausstattung eines Klarinettisten.
Du spielst leidenschaftlich Klarinette und möchtest Deinen Ansatz und die Zwerchfellatmung verbessern? Dann zeige ich Dir hier eine großartige Möglichkeit, wie diese Ziele schnell und unkompliziert erreicht werden können. Das Zauberwort heißt Mundstücks-Übungen. Klingt interessant, oder? Los geht’s!
Warum überhaupt Mundstücks-Übungen ohne Klarinette?
Diese speziellen, von mir weiterentwickelten Übungen ermöglichen es Dir, Dich auf die reine Tonformung beim Mundstück zu konzentrieren, ohne dabei von anderen Faktoren wie Fingerbewegungen oder Griffen abgelenkt zu werden. Gleichzeitig kannst Du diese Übungen auch unterwegs durchführen, z. B. im Urlaub, ohne dass die Klarinette dabei sein muss.
Du benötigst folgende Utensilien:
1. Ein schweres Blatt (das kann ein altes ausgemustertes Blatt sein, welches Du mit einem Blattschneider durch das Abschneiden der Spitze (siehe auch das Video „Blattschneider“) bearbeitet hast. 2. Mundstück, Blattschraube oder Schnur, Birne oder Silencer wie z.B. von Jazzlab (Preis hier bei Amazon abfragen).
Durchführung der Übung:
Wie im Video gezeigt, kannst Du die Übung nur mit dem Mundstück und der Birne; oder wer es etwas leiser haben möchte, auch mit dem Silencer von Jazzlab durchführen.
Das schwere Blatt (so schwer wie möglich) nimmt hierbei eine bedeutende Schlüsselposition ein. Vergleiche es mit einem Intervalltraining beim Sport. Hohe Belastungen lösen niedrigere ab und umgekehrt. Durch das schwere Blatt brauchst Du zum Erzeugen der Töne einen stabilen, fließenden Luftstrom und auch Deine Mundmuskulatur wird entscheidend gefordert. Versuche jetzt Töne zu erzeugen und diese auch in ihrer Höhe und dem Klang zu verändern. Dadurch bekommst Du eine präzisere Intonation, die von großer Bedeutung für das Zusammenspiel mit anderen Musikern ist. Spiele bestimmte Tonleitern oder Melodien nur mit dem Mundstück und achte dabei auf die korrekte Stimmung der Töne. Trainiere dadurch Dein Gehör, um Intervalle und Harmonien genau zu erkennen und anzupassen.
Blase jetzt die Töne im Legato, Non Legato, Portato oder Staccato an. Mit den Mundstücks-Übungen kannst Du Deine Atmung und den Ansatz effektiv trainieren. Experimentiere mit verschiedener Artikulation von einzelnen Noten und schnellen Passagen, dies hilft Dir, Deine Zungen- und Lippenbewegungen zu verfeinern und eine präzise Artikulation zu entwickeln. Konzentriere Dich auf die korrekte Intonation beim Spielen von kleinen Melodien und eine gute Klangqualität.
Natürlich sind diese Übungen ohne Klarinette eine besondere Herausforderung für Ansatz, Atmung und Gehör. Aber sie haben einen wunderbaren Trainingseffekt. Das Klarinettenspiel erfordert Ausdauer, um längere Stücke oder anstrengende Passagen zu bewältigen. Mit Mundstücks-Übungen kannst Du Deine Lippenmuskulatur effektiv trainieren. Auch eine präzise Intonation ist von großer Bedeutung für das Zusammenspiel mit anderen Musikern. Mundstücks-Übungen bieten Dir die Möglichkeit, Deine Intonationsgenauigkeit zu verbessern. Spiele bestimmte Tonleitern oder Melodien nur mit dem Mundstück und achte dabei auf die korrekte Stimmung der Töne.
Wie lange sollten die Mundstücks-Übungen durchgeführt werden?
Nimm Dir für das Training 5-15 Minuten Zeit. Oftmals tritt schon beim ersten Mal ein Aha-Effekt ein, wenn Du danach normal Klarinette übst. Das Instrument geht plötzlich viel besser los. Das liegt eben am oben erwähnten Intervalltrainings-Effekt wie beim Sport. Höhere Belastungen lösen niedrigere ab. Dadurch werden die niedrigeren als wesentlich leichter empfunden.
Fazit: Mundstücks-Übungen ohne Klarinette sind eine effektive Methode, um die Spieltechnik, Klangqualität, Ausdauer und Intonation zu verbessern. Nutze sie als Ergänzung zu Deinen regulären Klarinettenübungen. Durch regelmäßiges Training wirst Du schnell feststellen, wie sich Deine Fähigkeiten auf dem Instrument verbessern.
Wie Ihr bestimmt wisst, seid Ihr auf einer Klarinettenseite für das deutsche System gelandet! Trotzdem möchte ich versuchen, mich dem Thema objektiv zu nähern, da ich auch auf einige persönliche Erfahrungen mit dem Boehm-System (auch französisches System genannt) zurückgreifen kann. Es gibt hier sehr unterschiedliche Meinungen zum Thema. Fangen wir also an:
Die Wahl des Klarinettensystems ist eine wichtige Entscheidung, da sie direkte Auswirkungen auf den Klang, die Spielbarkeit, die musikalische Ausdruckskraft und die Kosten hat. In diesem Artikel werde ich die Vor- und Nachteile beider Systeme darlegen, um Euch bei der Wahl zu unterstützen.
Vorteile des deutschen Systems gegenüber der Boehm-Klarinette:
Instrumente mit deutschem System werden für ihren warmen, vollen, klassischen Ton geschätzt. Wer Berufsmusiker werden will und später einmal in einem deutschen Klassik-Orchester mitspielen möchte, sollte dieses System lernen, da es schon oftmals beim Musik-Studium gefordert wird und später auch beim Orchester. Es gibt auch mehr Musiklehrer in Deutschland, die das deutsche System unterrichten. Darüber hinaus bietet die deutsche Griffweise eine präzise Intonation, insbesondere in den tieferen Registern. Dies ist bei Ensemble- und Orchesterauftritten von großer Bedeutung. Durch die ausgeklügelte Mechanik (vor allem beim Oehler-System) wird die Kontrolle über die Intonation erleichtert.
Vorteile sind hier auch die Handposition und Ergonomie. Beide Faktoren ermöglichen es den Fingern, bequem auf den Klappen zu ruhen, was das Spielen erleichtert und die Belastung der Hände reduziert. Die Rollen an einigen Klappen begünstigen den sanften Übergang von einer Klappe zur anderen. Spieler mit kleineren Händen oder Handgelenksproblemen können hier vom deutschen System profitieren.
Nachteile des deutschen Systems gegenüber der Boehm-Klarinette:
Beim Vergleich zum Boehm-System kann die deutsche Klarinette Einschränkungen in der Spieltechnik haben. Das Boehm-System verfügt über mehr Hilfsgriffe und ermöglicht dadurch beim Musizieren schnellere und flüssigere Passagen, durch mehr Griffkombinationen. Bei Stücken mit virtuosen Anforderungen ist das deutsche System hier gelegentlich benachteiligt. Vor allem, was die Hilfsgriffe betrifft. Ein weiterer Nachteil des deutschen Systems ist das etwas höhere Gewicht, durch mehr Klappen. Das Oehler-System bringt eindeutig mehr Gramm auf die Waage. Durch das Mehr an Klappen und Tonlöchern, ist das in Deutschland vorrangig gespielte Oehler-System auch anfälliger für Reparaturen.
Da die französische Klarinette international aktuell mehr Verbreitung findet, sind auch die Anschaffungskosten niedriger als bei der deutschen. Größere Stückzahlen bei der Produktion ermöglichen einen niedrigeren Verkaufspreis. Wer später einmal zur Bass-Klarinette umsteigen und Kosten sparen will, der ist mit dem Boehm-System auch besser beraten als mit der deutschen Klarinette, da die Kostenunterschiede bei diesen Instrumenten noch größer sein können.
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Vor allem beim Jazz und Klezmer wird gern auf die Boehm-Klarinette zurückgegriffen, da sie einen helleren Klang hat und Läufe, Glissandi und Sprünge nach der Meinung vieler Klarinettisten einfacher zu spielen sind. Der Klangunterschied ergibt sich durch die anderen Bohrungsdurchmesser, die bei französischen Klarinetten etwas kleiner (14,4-14,7 mm; neuerdings auch manchmal ca. 15mm) als bei deutschen Modellen (14,5-15mm) sind.
Yamaha Klarinette YCL-457II-22, französiches System; Innendurchmesser sehr weit 14,9mm
(Anmerkung: Immer wieder wird behauptet, dass Boehm Klarinetten weiter gebohrt sind, als das deutsche System. Dies ist meiner Meinung nach nicht richtig und mag nur evtl. auf die neueren Modelle zutreffen, die manchmal auch bis ca. 15mm gebort wurden, um wahrscheinlich den Klang der deutschen Klarinette näher zu kommen)
Natürlich wirst Du auch bei Deiner Recherche gegensätzliche Meinung zum Thema finden. Wahrscheinlich gibt es auch keine ultimative Wahrheit. Jeder muss sie für sich allein herausfinden, ob er sich mit einem deutschen System oder einer Boehm-Klarinette wohler fühlt. Eine Schwachstelle ist bei beiden Systemen die gleiche, sie nennt sich Klarinetten-Spieler. Das Instrument kann noch so gut gebaut sein, doch erst der Musiker verleiht ihm Leben und Klang. Die Wahl des Systems sollte daher auch auf den individuellen Fähigkeiten und Präferenzen des Spielers basieren.
Die Funktionsweise der Klarinette: Eine umfassende Analyse der Tonerzeugung
Die Klarinette ist ein vielseitiges Holzblasinstrument, das sowohl in der klassischen als auch in der populären Musik eingesetzt wird. Ihre einzigartige Klangqualität und breites Klangspektrum haben sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil zahlreicher Musikgenres gemacht.
Um das Zustandekommen des charakteristischen Klangs zu verstehen, ist es wichtig, die Funktionsweise der verschiedenen Elemente zu analysieren. Besonders das Mundstück und das Rohrblatt spielen hierbei eine Schlüsselrolle, unterstützt von der Luftsäule im Inneren des Instruments, die durch den Musiker in Schwingungen versetzt wird.
Die Tonerzeugung auf der Klarinette ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels physikalischer Vorgänge, die durch das Instrument und die Technik des Musikers beeinflusst werden. Im Mittelpunkt dieses Prozesses steht das Rohrblatt, ein dünnes, flexibles Stück Holz, das auf das Mundstück der Klarinette befestigt wird. Das Zusammenspiel von Luftdruck, Vibrationsbewegungen des Blattes und den Eigenschaften der Luftsäule im Inneren der Klarinette führt letztendlich zur Erzeugung eines Tones.
Physikalischer Prozess der Schwingung
Die zentrale physikalische Grundlage der Tonerzeugung bei der Klarinette ist die Schwingung des Rohrblattes. Wenn der Klarinettist Luft in das Instrument bläst, entsteht ein Überdruck im Mundraum und gleichzeitig ein Unterdruck im Inneren des Mundstücks, durch das Strömen der Luft. Dieser Druckunterschied bringt das Rohrblatt in Schwingung. Das Blatt beginnt, sich hin und her zu bewegen, wobei die Spitze abwechselnd den Spalt zwischen dem Blatt und dem Mundstück schließt und wieder öffnet. Dieser Vorgang passiert sehr schnell und erzeugt Druckschwankungen in der Luftsäule der Klarinette.
Während das Blatt den Spalt schließt, stoppt der Luftstrom für den Bruchteil einer Sekunde, was zu einem Zusammenbruch des Unterdrucks im Mundstück führt. Dadurch federt das Klarinetten-Blatt in seine Ausgangsposition zurück. Jetzt kann wieder Luft in das Instrument durch das Mundstück fließen. Diese Abfolge des Öffnens und Schließens wiederholt sich viele Male in der Sekunde, während der Klarinettist in das Instrument Luft strömen lässt, wodurch kontinuierliche Schwingungen in der Luftsäule entstehen. Diese Schwingung erzeugen den Klang, den wir hören.
Die Rolle der Luftsäule
Die in Schwingung versetzte Luftsäule in der Klarinette ist für die tatsächliche Erzeugung des Tons verantwortlich. Physikalisch betrachtet handelt es sich bei der Klarinette um ein Instrument mit einem sogenannten, einseitig-offenen Rohrsystem. Das bedeutet, dass die Länge der Luftsäule innerhalb des Instruments die Tonhöhe beeinflusst. Wenn der Musiker bestimmte Tonlöcher öffnet oder schließt, ändert sich die effektive Länge der Luftsäule, und somit auch die Frequenz der Schwingungen. Eine längere Luftsäule erzeugt tiefere Töne, da die Schwingungsfrequenz geringer ist. Im Gegensatz dazu führt eine kürzere Luftsäule zu höheren Tönen, da die Frequenz der Schwingungen steigt.
Dieser Mechanismus ähnelt dem Prinzip des Rohrs einer Orgel: Je länger die Pfeife, desto tiefer der erzeugte Ton. In der Klarinette geschieht dies durch das Betätigen von Klappen, die Tonlöcher öffnen oder schließen und somit die effektive Länge des Resonanzraums, in dem die Luft schwingt, verändern.
Schallwellen und Resonanz
Neben der Steuerung der Luftsäule spielen auch Resonanzphänomene eine wesentliche Rolle in der Klarinettentonerzeugung. Die Luftsäule im Inneren des Instruments agiert wie ein Resonator, der bestimmte Frequenzen verstärkt. Die Form der Klarinette – insbesondere die zylindrische Bohrung – beeinflusst das Verhalten dieser Resonanz. Diese Resonanzeffekte sind dafür verantwortlich, dass bestimmte Töne lauter und klarer erklingen, während andere Frequenzen gedämpft werden.
Deswegen gibt es auch Klarinetten mit unterschiedlichen Bohrungen. Sie sorgen dafür, dass es bei den einzelnen Klarinetten-Marken und Modellen unterschiedliche Klangvariationen gibt. Und das ist auch gut so, da sie viele Stilrichtungen ermöglichen.
Auch das Material, aus dem eine Klarinette gefertigt ist, hat einen entscheidenden Einfluss auf ihren Klangcharakter. Die physikalischen Eigenschaften des verwendeten Materials, wie Dichte, Härte und Elastizität, beeinflussen die Schwingungen der Luftsäule und somit auch die entstehenden Schallwellen. Besonders in der klassischen Musik wird der Klang einer Klarinette, als warm, voll und ausdrucksstark wahrgenommen, was eng mit dem verwendeten Material zusammenhängt.
Traditionell werden hochwertige Klarinetten aus Grenadillholz gefertigt. Dieses dichte, harte Holz besitzt exzellente akustische Eigenschaften, die einen vollen und warmen Klang ermöglichen. Die hohe Dichte von Grenadillholz sorgt dafür, dass weniger Vibrationen durch den Korpus des Instruments abgeleitet werden. Stattdessen bleiben die Schwingungen weitgehend auf die Luftsäule im Inneren der Klarinette beschränkt. Das führt zu einem klaren, fokussierten Ton mit einem charakteristischen dunklen Klang, der besonders in der klassischen Musik geschätzt wird.
Neben Grenadillholz werden auch andere Hölzer wie Buchsbaum, Palisander oder Ebenholz für Klarinetten verwendet, die jeweils unterschiedliche klangliche Nuancen erzeugen. Buchsbaum, ein etwas leichteres Holz, verleiht der Klarinette einen etwas weicheren, sanfteren Ton, während Palisander, das häufig bei historischen Klarinetten zum Einsatz kommt, einen wärmeren und runden Klang bietet. Das Material Holz hat generell den Vorteil, dass es eine natürliche Schwingungsdämpfung mitbringt, was eine angenehme Klangfarbe und sanfte Übergänge zwischen den Tönen fördert.
Neben Holz finden auch moderne Materialien wie Kunststoffe Anwendung, besonders bei Schülerinstrumenten und Klarinetten für den Outdoor-Gebrauch. Instrumente aus Kunststoff haben den Vorteil, dass sie unempfindlich gegenüber klimatischen Veränderungen sind, was sie ideal für den Einsatz in unterschiedlichen Umgebungen macht. Der Klang einer Kunststoffklarinette wird jedoch oft als weniger warm und facettenreich beschrieben, da das Material geringere dämpfende Eigenschaften besitzt. Der Ton ist oft heller und schärfer, da Kunststoff aufgrund seiner geringeren Dichte mehr Vibrationen durch den Korpus des Instruments weiterleitet. Dies führt zu einem direkteren und weniger resonanten Klang.
Interessant ist auch die Eigenart der Klarinette im Vergleich zu anderen Holzblasinstrumenten wie der Flöte oder dem Saxophon. Bei der Klarinette führt das sogenannte Überblasen zu einem Ton, der eine Duodezime höher ist, also eineinhalb Oktaven über dem Grundton liegt. Dies ist auf die spezielle Resonanzstruktur der Klarinette zurückzuführen.
Mit der Betätigung der Überblasklappe, wird die Luftsäule so beeinflusst, dass zum Beispiel beim gleichzeitigen Greifen des Tiefen-A und der Duodezimklappe der Ton E2 ertönt (also 12 ganze Töne höher).
Einfluss des Mundstücks und des Rohrblatts
Das Mundstück und das Rohrblatt der Klarinette sind ebenfalls entscheidend für die Klangqualität und die Effizienz der Tonerzeugung. Je nach Material, Form und Flexibilität des Blattes ändert sich die Art und Weise, wie die Luftsäule in Schwingung versetzt wird.
Ein leichtes, flexibles Rohrblatt schwingt schneller und ermöglicht die einfache Tonerzeugung, während ein schwereres Blatt mehr Luftdruck erfordert, aber in der Regel einen kräftigeren und schöneren Ton erzeugt. Deswegen ist hier eine gute Atemstütze gefragt, die für einen gleichmäßigen und kräftigen Luftstrom beim Klarinette-Spielen sorgt.
Auch das Mundstück spielt eine wichtige Rolle, da es die Schwingung des Blattes moduliert und den Luftstrom formt, bevor dieser in das Instrument gelangt. Auf den ersten Blick erscheint die Bahn flach, aber der Schein trügt. Schaut man genauer hin, dann erkennt man eine kleine Wölbung hin zur Mundstücks-Spitze. Dies nennt man auch Bahnöffnung. Mundstücke mit kleineren Öffnungen zum Rohrblatt hin, auch enge Bahn genannt, erfordern ein schweres Blatt, führen auch zu einem klaren, dunklen und fokussierten Klang. Ist die Bahn dagegen offen, dann wird ein leichteres Blatt benötigt. Der Ton klingt dann weniger fokussiert. Solche Mundstücke werden gern beim Jazz, Klezmer und Vibrato eingesetzt, da man hier mehr Gestaltungsspielraum hat.
Auch die Länge der Mundstücks-Bahn ist entscheidend für den Klang. Je mehr Fläche das Blatt zum freien Schwingen hat, umso kräftiger klingt der Ton. Ist die Bahnlänge kürzer, klingt der Ton fokussierter.
Steuerung der Klangfarbe
Neben der Tonhöhe kann der Klarinettist durch die Variation des Luftstroms und der Zungenstellung die Klangfarbe des Instruments beeinflussen. Verschiedene Techniken der Luftführung, etwa das gezielte Verändern des Mund- und Zungenraums, ermöglichen es, den Ton heller, dunkler, weicher oder schärfer zu gestalten. In der Klarinettenliteratur wird oft beschrieben, wie Klarinettisten bestimmte Laute (wie „ooo“ oder „iii“) formen, um spezifische Klangeffekte zu erzielen.
Insbesondere in Genres wie Klezmer und Jazz wird dies genutzt, um emotionale Klänge zu erzeugen, die an Weinen oder Lachen erinnern. Diese Ausdrucksweisen basieren auf einem gezielten Spiel mit den physikalischen Grundlagen der Tonerzeugung und dem bewussten Einsatz des Mundraums und der Atemtechnik.
Weitere Variationen in der Luftführung und der Zungenstellung erlauben es dem Musiker, unterschiedliche Klangcharaktere zu erzeugen. Durch spezielle Lautbildungen wie „ooo“, „döö“, „töö“, „iii“ oder „huu“ entstehen Töne, die ein Weinen oder Jauchzen der Klarinette ermöglichen.
Auch die Birne oder auch Fässchen genannt, hat einen entscheidenden Einfluss auf die Schwingung der Luftsäule im Inneren der Klarinette. Durch das Herausziehen oder Hineinschieben wird die Länge der Luftsäule und somit die Stimmung verändert. Mittlerweile gibt es eine sehr erfolgreiche Weiterentwicklung der Birne, sie heißt Zoom-Birne. Entwickelt wurde sie von Matthias Schuler und Henry Paulus. Durch einen Stellring wird die Länge der Birne schnell und einfach verändert. Unerwünschte Luftverwirbelungen, wie sie beim Herausziehen einer herkömmlichen Birne im Inneren der Klarinette durch den Spalt entstehen, werden hier durch die Zoom-Birne stark verringert. Was sich sehr positiv auf den Klang und die Stimmung des Instruments auswirkt.
Ein weiteres essenzielles Bauteil der Klarinette ist der Schalltrichter, auch Glocke genannt. Dieser Teil des Instruments spielt eine wichtige Rolle bei der Wiedergabe tiefer Töne, da er den Austritt der schwingenden Luftsäule aus der Klarinette beeinflusst. Insbesondere bei tiefen Frequenzen ist der Schalltrichter entscheidend, um den vollen Klang zu unterstützen. Die Bedeutung dieses Bauteils wird oft erst wahrgenommen, wenn etwa durch einen Riss im Trichter Klangveränderungen auftreten. Obwohl gelegentlich behauptet wird, der Schalltrichter hätte keine direkte Funktion, wird dies in der Praxis widerlegt, da jede Komponente der Klarinette – wie unscheinbar sie auch scheinen mag – das Klangbild, die Handhabung und die Intonation beeinflusst.
Die Konstruktion der Klarinette erfordert eine präzise Abstimmung aller Komponenten. Besonders die Form des Mundstücks und die Flexibilität des Blattes haben einen erheblichen Einfluss auf die Klangqualität. Die Herausforderung für Instrumentenbauer liegt darin, die optimalen Bedingungen für eine perfekte Schwingung der Luftsäule zu schaffen, um den klassischen Klang der Klarinette zu erreichen und ihre vielfältigen klanglichen Möglichkeiten auszuschöpfen.
Zusammengefasst beruht die Tonerzeugung bei der Klarinette, auf dem Zusammenspiel mehrerer physikalischer Phänomene, die durch den Luftstrom des Musikers angeregt werden. Die Feinabstimmung zwischen Luftführung, Blattvibration, Mundstück und der schwingenden Luftsäule macht die Komplexität dieses Prozesses aus.